Unsere Reisevehikel Genty & Jeep

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13. Juli 2010

014 Cumbres & Toltec Scenic Railroad


Seit Jahren gibt es in der Bigi Familie den Ausdruck "Durango-Bähnli". Er rührt von einer früheren Reise durch Colorado, als wir auf eine Fahrt mit der touristisch und kommerziell organisierten Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad deswegen verzichteten, weil Besammlung schon um 6 Uhr morgens war. Letztes Jahr waren wir wieder in Durango. Die Abfahrten gibt es jetzt auch zu christlicheren Zeiten aber immer nochzu astronomischen Preisen, wir haben auf die Fahrt bisher aber trotzdem verzichtet. Wir haben uns aber geschworen, irgendwann eine solche Bahnfahrt zu unternehmen.

Dieses Jahr haben wir nun die Cumbres & Toltec Scenic Railroad entdeckt. Das ist eine nicht-kommerzielle Bahn und ebenfalls Teil fer früheren Denver & Rio Grande Railroad. Zudem ist sie länger als das Durango Bähnli und erst noch die höchste Bahn Amerikas (Gipfelpunkt Cumbres Pass 10'015 ft). So, genug Vorgeschichte - heute war also der Tag gekommen, wo wir unser "Durango-Bähnli-Versprechen" einlösten.

Vom ersten Problem haben wir schon vor ein paar Tagen erfahren. Vor zwei Wochen ist ein Brand an der Lobato-Trestle (der zweithöchsten Brücke der Strecke) ausgebrochen. Obwohl die Brücke noch steht, ist die Ueberfahrt zur Zeit nicht möglich und der erste Teil der Strecke muss mit einem Bus gefahren werden.

Um 10 Uhr sind wir also statt mit der Bahn mit dem Bus abgefahren. Schon nach 20 Minuten erreichten wir die Station auf Cumbres Pass. Auf dem Pass hatten wir eine Stunde Zeit, Lokomotive, Wagen und Bahnstation ausgiebig anzusehen und zu fotografieren. Die Lokomotive war natürlich bereits unter Dampf (muss mehrere Stunden vor der Fahrt geheizt werden) und nebst den 50 Passagieren vom Bus blieben auch zahlreiche Autos auf dem Parkplatz stehen um dem Schauspiel zuzusehen. Eine Dampfbahn in Betrieb ist wahrscheinlich überall auf der Welt noch eine Sehenswürdigkeit.

Mit einem Bus aus Antonito (unserer Endstation) kamen auch noch ein paar Leute dazu. Total waren aber weniger als hundert Leute auf der Reise mit uns und wir hatten viel Platz. Jeder hatte einen Doppelsitz zur Verfügung. Das war sehr gut so, weil wir nur Holzklasse (Coach) gebucht hatten. Es gab zwar noch eine Tourist Class und eine First Class (mit eigener Hostess und Service), aber die waren teurer und der einzige Unterschied war die Qualität der Sitze.

Die Fahrt wird in zwei Varianten angeboten. Jeden Morgen fahren zwei Züge gleichzeitig von den Endstationen ab und kreuzen sich in Osier, wo es Mittagessen gibt. Von hier haben die Passagiere die Wahl, entweder mit dem anderen Zug wieder zurück zu fahren, oder mit dem gleichen Zug bis zur Endstation und dann mit einem Bus wieder zur Ausgangsstation zu fahren. Da der Startpunkt auf der Chama-Seite auch gleichzeitig der höchste Punkt der Fahrt ist, geht es von hier viel mehr bergab. Das bedeutete, dass die Lokomotive weniger arbeiten muss und dabei auch viel weniger Rauch entwickelt als bergauf. Wir haben deshalb die Variante Zug hin / Bus zurück gewählt

Um 11.18 ging es dann entlich los. Weil die Bahn eine maximale Steigung von 4% erklimmen kann, sind auf der Strecke zahlreiche Schlaufen eingebaut. Von diesen Schlaufen hatte es am Anfang viele und wir konnten die meisten Gegenden einmal von vorne und einmal von hinten ansehen (Das Kirchlein von Wassen lässt grüssen). Die Gegend war abwechslungsreich und führte an vielen interessanten Orten vorbei. Der "docent", ein pensionierter Wissenschaftler, der diesen Job freiwillig und ohne Bezahlung macht, hatte zu jeder Kurve, zu jedem Wassertank und zu jeder Brücke eine Geschichte zu erzählen, was sehr interessant war. Dieser Teil erinnerte an Furka-Oberalp, allerdings mit immer noch vielen Bäumen, aber auch zahlreichen Rinderherden. Der Cascade Trestle (die höchste Brücke der Strecke, 137 ft - 40m über Grund) und zahlreiche Stellen wo das Trassee in den Fels hineingehauen wurde zeugt von hoher Ingenieurkunst, wurde die Bahn doch 1880 für den Transport von Bergbaumaschinen und Erz gebaut.

Nach eineinhalb Stunden wurde in Osier (9'637 ft) angehalten. Hier war auch Mittagsrast für beide Züge. Mittagessen war gut organisiert. Die Züge trafen gestaffelt ein und für jedes Menü, für das man sich auf der Fahrt entscheiden musste, hatte es ein eigenes Büffet. Das Essen (Hackbraten, Kartoffelstock, Sauce, Erbs- und Rüebli) war ausgezeichnet, wurde aber vom Dessertbuffet noch übertroffen (verschiedene Kuchen und Kompott). Dessert war à discretion, was auch ausführlich benutzt wurde. Nach dem Essen war noch genügend Zeit für einen Besuch im obligaten Souvenirshop oder für einen Spaziergang. (Kleine Welt: der Bruder unserer Tischnachbarin wohnt in Gebenstorf)

Nach Osier wechselte ein Teil der Besatzung und ein grosser Teil der Passagiere die Züge und fuhren wieder zurück wo sie hergekommen waren. Schon das erste Stück der Weiterfahrt war sehr eindrücklich. Auf einem mehr oder weniger aus der steilen Wand herausgebrochenen Trassee führte die Strecke durch die Toltec Schlucht uns durch die einzigen beiden Tunnels der Fahrt. Toltec Siding ist eine "Station", die erst 1950 erstellt wurde, um den Ablad von Oel-Pipeline-Rohren zu erlauben für die an dieser Stelle vorbeiführenden Pipelines. Immer weiter bergab wurde das Tal breiter und ging langsam über in Sagebrush Wüste. Um die Höhendifferenz zu überwinden gab es auch hier wieder sehr viele grosse Schlaufen.  Eine Brücke hier wurde auch schon für Hollywood Filme benützt.

Schlussendlich erreichten wir Antonito, wo der komfortable Volvo-Bus schon auf uns wartete und uns sicher in einer guten Stunde über zwei Pässe zurück nach Chama brachte. Müde, aber voller Eindrücke und mit leeren Kamera-Batterien waren wir um 18.30 wieder auf unserem RV Park zurück. Noch satt vom reichlichen Mittagessen genügte uns ein Salat zum Nachtessen.


 Die Föteli vom Ausflug gibt es hier.

Position:

36.86474N 106.5832W 7756 ft